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Hochstufung nach einem Versicherungsfall – Was Versicherungsnehmer wissen sollten

Hochstufung nach einem Versicherungsfall – Was Versicherungsnehmer wissen sollten
Ein Unfall oder Schaden ist bereits ärgerlich genug – noch unangenehmer wird es für viele Versicherungsnehmer, wenn anschließend die Versicherungsbeiträge deutlich steigen. Die sogenannte Hochstufung nach einem Schadensfall ist vor allem in der Kfz-Versicherung ein bekanntes Phänomen, aber auch in anderen Versicherungssparten (z. B. Haftpflicht) kann sie eine Rolle spielen. Doch wie funktioniert die Hochstufung genau – und wann ist sie rechtlich angreifbar?

1. Was bedeutet Hochstufung?
Bei einer Hochstufung wird der Versicherungsnehmer in eine schlechtere Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) eingeordnet. Dies hat zur Folge, dass sich der Beitrag – teils erheblich – erhöht. Die Hochstufung ist in der Regel vertraglich geregelt und erfolgt automatisch nach Regulierung eines Schadens, es sei denn, der Versicherungsnehmer verhindert sie aktiv (z. B. durch Rückzahlung der Regulierungssumme).

Beispiel (Kfz-Versicherung):

Nach einem selbstverschuldeten Unfall steigt der Versicherungsnehmer von SF 10 auf SF 5 und zahlt dadurch 30 % mehr Beitrag im Folgejahr.

2. Rechtsgrundlagen und Voraussetzungen

Die Hochstufung beruht auf den vertraglich vereinbarten Allgemeinen Bedingungen für die Kraftfahrtversicherung (AKB) oder entsprechenden Regelwerken in anderen Versicherungssparten. Rechtlich zulässig ist eine Hochstufung grundsätzlich, wenn sie vertraglich eindeutig vereinbart wurde und ein haftungsauslösender Schaden reguliert wurde.

Aber: In bestimmten Fällen kann eine Hochstufung rechtswidrig oder vermeidbar sein.

3. Typische Streitfälle rund um die Hochstufung

  • Schadensregulierung gegen den Willen des Versicherungsnehmers: Hat der Versicherer einen Schaden reguliert, obwohl keine Pflicht dazu bestand, kann die Hochstufung unzulässig sein.
  • Geringfügige Schäden: Bei Bagatellschäden kann die Hochstufung im Vergleich zur Schadenhöhe unverhältnismäßig sein – hier lohnt sich oft eine Rückzahlung der Regulierungssumme.
  • Streit über Mitverschulden: Wird dem Versicherungsnehmer eine alleinige Schuld zugeschrieben, obwohl auch der Gegner mitverantwortlich war, kann dies die Hochstufung in Frage stellen.
  • Fehlerhafte Berechnung oder Einstufung: Auch Versicherer machen Fehler – es empfiehlt sich, jede neue Beitragsberechnung nach einem Schaden zu prüfen.
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4. Was können Versicherungsnehmer tun?

  • Rückkauf des Schadens: Viele Versicherer bieten eine Frist (oft 6 Monate) an, in der der Versicherungsnehmer den regulierten Betrag selbst erstatten kann, um eine Hochstufung zu verhindern.
  • Schaden melden, aber nicht sofort regulieren lassen: Wenn nicht klar ist, wer haftet, sollte die Regulierung zunächst zurückgestellt werden.
  • Einstufung prüfen lassen: Bei Verdacht auf eine fehlerhafte Hochstufung kann ein Anwalt die Berechnung und die Vertragsgrundlagen prüfen.

Fazit

Die Hochstufung nach einem Versicherungsfall ist keine willkürliche Maßnahme, sondern folgt klaren Regeln – doch genau diese Regeln sind oft komplex und streitanfällig. Ob sich ein Schaden rückkaufen lässt, ob die Einstufung korrekt erfolgte oder ob der Versicherer voreilig reguliert hat, sind Fragen, die oft juristisch bewertet werden müssen.

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