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Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz – Chancen, Risiken und rechtliche Grenzen

Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz – Chancen, Risiken und rechtliche Grenzen
Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in betriebliche Abläufe ist längst keine Zukunftsvision mehr. In vielen Unternehmen unterstützen KI-Systeme bereits heute bei der Bewerberauswahl, der Personalplanung, der Leistungsüberwachung oder der Kommunikation. Mit diesen Entwicklungen gehen jedoch auch arbeitsrechtliche Herausforderungen einher, die Unternehmen und Arbeitnehmer kennen sollten.

1. Was ist KI im arbeitsrechtlichen Kontext?

Unter Künstlicher Intelligenz versteht man selbstlernende Systeme, die auf Basis großer Datenmengen Entscheidungen treffen oder Handlungsempfehlungen aussprechen. Im Arbeitsumfeld betrifft dies etwa:
  • Recruiting-Tools, die Bewerbungen automatisiert sichten,
  • Produktivitätstracker, die das Verhalten von Mitarbeitern analysieren,
  • Chatbots oder virtuelle Assistenten, die Aufgaben im Kundenservice oder internen Support übernehmen.

2. Datenschutzrechtliche Implikationen

KI-Anwendungen basieren fast immer auf der Erhebung und Auswertung personenbezogener Daten. Im Arbeitsverhältnis ist hierbei § 26 BDSG sowie die DSGVO einschlägig. Besonders sensibel sind:
  • Die Transparenzpflicht: Mitarbeiter müssen nachvollziehen können, wie ihre Daten verarbeitet werden.
  • Das Verbot automatisierter Entscheidungen mit Rechtswirkung nach Art. 22 DSGVO, etwa wenn eine KI über die Einstellung oder Kündigung entscheidet.
  • Die Verhältnismäßigkeit: Die Datenverarbeitung muss für den konkreten Zweck erforderlich und angemessen sein.

3. Mitbestimmung des Betriebsrats

Kommt KI zum Einsatz, ist regelmäßig die Mitbestimmung des Betriebsrats nach § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG (technische Überwachungseinrichtungen) erforderlich. Auch bei Änderungen in der Arbeitsorganisation durch KI-gestützte Systeme (z. B. neue Arbeitsabläufe oder Leistungsbewertung) ist der Betriebsrat einzubeziehen.

4. Arbeitsrechtliche Risiken und Pflichten

Der Einsatz von KI kann das Machtverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verschieben. Relevante Fragestellungen:
  • Haftung bei Fehlern: Wer haftet, wenn eine KI eine Fehlentscheidung trifft?
  • Diskriminierungsschutz: Wie lässt sich verhindern, dass KI unbewusste Vorurteile (Bias) verstärkt?
  • Transparenzpflichten des Arbeitgebers: Mitarbeiter müssen über KI-gestützte Überwachung oder Bewertung informiert werden.

5. Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Frühzeitige Einbindung des Datenschutzbeauftragten und Betriebsrats
Dokumentation und regelmäßige Evaluation von KI-Systemen
Schulung von Mitarbeitenden im Umgang mit KI
Rechtssichere Gestaltung von Einwilligungen und Informationspflichten
 

Fazit

Künstliche Intelligenz bietet erhebliche Effizienzgewinne im Arbeitsalltag – ihr Einsatz muss jedoch im Einklang mit geltendem Arbeits- und Datenschutzrecht erfolgen. Arbeitgeber sind gut beraten, den rechtlichen Rahmen sorgfältig zu prüfen und transparente Strukturen zu schaffen, um Konflikte zu vermeiden und das Vertrauen der Mitarbeiter zu stärken.

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